Die Geschichte der KalbFormen

Über Kunstwerke zu schreiben, um zu verdeutlichen was in ihnen steckt, mutet vielleicht etwas merkwürdig an. Gerade die Kunst fordert freie Interpretation und wehrt sich gegen jede Erklärung durch das begrenzte Medium „Sprache“, da es den wahren Gehalt eines Kunstwerkes nur schmälern kann. Doch Peter H. Kalbs Kunst ist in jeder Hinsicht anders.

So wie er selbst und sein gesamtes Werk sich entwickelt haben, ist dieser Blog nur der nächste, folgerichtige Schritt, um das Gesamtkunstwerk zu komplettieren. Nach dieser Lektüre kann man einen tiefen Einblick gewonnen haben in die Entwicklung des Künstlers, die Entstehungsgeschichte der Formen und Skulpturen, aber auch die der Bilder über die Skulpturen und ihrer Möglichkeiten, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet haben. Denn diese Kunstwerke haben zusätzlich einen ganz praktischen Nutzen für uns Menschen und erfüllen zudem noch einen Zweck. Auch dies ist in der Kunst ungewöhnlich, wenn nicht sogar ein Grund, dem Objekt das Attribut KUNST zu entziehen. Ein Kunstwerk braucht keinen Zweck erfüllen, es spricht für sich, so hören wir es immer wieder. Was aber, wenn das Werk danach verlangt seine Kraft zu nutzen? Sollen wir das ignorieren? Unserer Ansicht nach nicht! Wenn es irgendetwas auf dieser Welt gibt, dass auch nur einen Menschen Hoffnung machen kann und ihn ermutigt mehr über sich selbst herauszufinden, einen größeren Anteil seines Potentials zu entfalten, dann sollten wir diesen Nutzen daraus ziehen. Das Gesamtkunstwerk, angefangen bei den Skulpturen, über die Gemälde hin zu diesem Blog, durchlief eine Entwicklungsgeschichte, die gar keine andere Vorgehensweise zuließ.

Der vielleicht früheste Hinweis darauf, dass dieses Leben des Peter H. Kalb ein besonderes Werk hervorbringen wird, war mit zwölf Jahren die Frage an seinen Vater:

„Du Vati, mein Leben, ist das alles auf dieser Welt?“

Sein Gefühl sagte ihm, dass es mehr geben musste. Dinge die womöglich nicht so offensichtlich waren, die sich hinter der Fassade des Lebens verbargen und sich dem Menschen gerne entzogen. Dies machte ihn schon in sehr frühen Kindertagen zu einem Suchenden. Es war daher nicht verwunderlich, dass er sich in seiner Entwicklung intensiv mit existentiellen Fragen der Menschheit beschäftigte. Warum ähnelten sich die Probleme so, mit denen sich die meisten Menschen herumschlugen, ihn selbst eingeschlossen? Was veranlasste jemanden dazu, Dinge zu tun, die ihn unglücklich machten? Welchen Sinn hatte dieses ganze Spiel? Wie konnte man sein Leben wünschenswerter und glücklicher gestalten? Was musste ein Mensch denken, um Großes vollbringen zu können? Auf was musste er ausgerichtet sein, damit selbst unbewusste Gesten von der Genialität dieses Geistes erzählten? Deshalb interessierte ihn auch brennend die Ausdrucksweise des Körpers, der häufig mehr über die Einstellungen und Gefühle seines Gegenübers verriet, als ein stundenlanges Gespräch. Mit achtzehn Jahren las er Bücher von Dale Carnegie und Frank Bettger, immer auf der Suche nach dem Rezept, sein Leben zu verstehen. Manches was er aus diesen Büchern umsetzte funktionierte, anderes nicht, obwohl er seiner Ansicht nach immer das Gleiche tat. Erfolg war oft nicht wiederholbar, Misserfolg nicht in jedem Fall vermeidbar. Er spürte, dass es noch etwas Grundsätzlicheres geben musste, als Einstellung und Visualisierung. Vieles von dem, was er gelesen hatte und in sein Leben integrieren wollte, kullerte ihm im Alltagsgeschehen einfach aus dem Kopf. Sätze die ihn begeisterten, hatte er nach einigen Monaten wieder vergessen, neue Verhaltensweisen, für die er sich entschieden hatte, konnte er sich nur schwer aneignen, da er in Stresssituationen immer wieder in alte Überlebensstrukturen verfiel. Es musste doch ein dauerhaftes, immer gleich bleibendes Konzept geben, an dem man sich immer wieder neu ausrichten, das man immer wieder erneut für seine Ziele nutzen konnte. Wo man schon zu Beginn ganz genau wusste, was am Ende dabei herauskommen würde, wenn man dieses oder jenes tat. Er spürte deutlich das herrische Regime seine gewohnten Denk- und Verhaltensweisen und merkte wie schwer es ihm fiel sich davon zu befreien, weil sein Geist und sein Gefühl nichts hatten, an dem sie sich festhalten konnten, das ihre Aufmerksamkeit immer wieder auf die neue Ausrichtung lenken würde.

In dieser Phase, begann ihn die Kunst zu faszinieren, weil er der Ansicht war, dass gerade sie in der Lage sein musste, Lösungen zu bieten. Für ihn war die Kunst immer eine Grenzüberschreitung auf emotionalem Gebiet und somit musste sie in der Lage sein darzustellen, was die Menschheit weiterbringen würde, was sie an emotionaler Größe wachsen ließe und ihr Potential zur Entfaltung bringen würde. Die Arbeit von Francis Bacon, der psychische Zustände darstellte, interessierte ihn sehr, denn es war ihm klar geworden, dass unbewusste emotionale Strukturen die Psyche des Menschen prägten und ihn zum Lebenserfolg oder zum Scheitern führten. Allerdings sah er keine praktische Lösung. Wenn die Kunst nur in der Lage war Angst und Schmerz sichtbar zu machen, ohne sie transformieren zu können, wenn sie nur das Schöne zeigte, ohne einen Weg zu weisen, wie man dort hingelangen konnte, war dies für ihn kein befriedigendes Resultat. In unserer Zeit der Massenmedien genügte es nicht mehr nur ein Leid zu zeigen, oder uns das Schöne vor Augen zu führen. Jeden Tag können wir dies über den Fernsehschirm flimmern sehen, hautnah dabei und dennoch nicht in der Lage nachzuvollziehen was das für den einzelnen Menschen wirklich bedeutet.

Peter war auf der Suche nach der Kunst, die ihm einen persönlichen Nutzen bringen würde, die ihn aus dem Korsett seiner selbst zugelegten Überzeugungen befreite. Beeindruckend war für ihn Joseph Beuys, der zur documenta 7 eine von 7000 Eichen pflanzte und ihr eine Basaltsäule als Schutz zur Seite stellte. Fünf Jahre brauchte es, bis alle Eichen mit Ihren Säulen gesetzt waren, aber diese Bäume werden die Jahrhunderte überdauern, weil niemand es wagen würde, ein Kunstwerk dieser Bedeutung zu zerstören, indem man die Eichen fällte. Diese Kunst bot für die Allgemeinheit tatsächlich eine Lösung, hatte einen Zweck und bestach durch ihre Dauerhaftigkeit.

Peters Ansprüche an die Kunst waren also bereits geprägt. Sie sollte einen persönlichen Nutzen für den Menschen haben, der konstant und für jeden greifbar war, und sie sollte Lösungen bieten, die jeder verstehen konnte. Genau dies fand er aber bei seiner Suche in der Kunst nicht in dem Maße wie es ihm vorschwebte und so beschritt er schließlich seinen eigenen Weg, indem er sich der Mittel der Kunst bediente, ohne noch davon überzeugt zu sein, wirklich Kunst zu schaffen und baute die Skulptur VORBILD MENSCH.