Die erste Skulptur, die Peter entwarf und baute, war ein Regal, dessen abstrakte Form, als Vorbild die Körperhaltung eines Menschen hatte, der seine Probleme anging. Diese Bereitschaft sollte es ausdrücken und gleichzeitig die Vorwärtsbewegung auf die Lösung zu sichtbar machen.
Er stellte sich vor, wie der Betrachter seine persönlichen Dinge, die ihm wichtig waren, in dieses Regal stellte und damit vor einem Abbild seiner Persönlichkeit stand, das voller Hoffnung einen Schritt nach vorne ging. Die Form selbst war für Peter das sichtbar gewordene globale Symbol für Fortschritt, Bewegung und Entwicklung, doch durch das Bestücken des Regals mit wertvollen Dingen des Betrachters wurde es für diesen sehr persönlich. Damit wurde es zu einem ganz individuellen Schritt, den auch kein anderer nachvollziehen konnte und brauchte, als der Betrachter selbst.
In seinen Unterhaltungen über diese Skulptur, fragte er seine Gesprächspartner: „Was würdest Du denn in dieses Regal stellen?“
Aus den Antworten konnte er ersehen, dass viele geneigt waren, in das hintere Bein Erinnerungen an ihre Vergangenheit zu stellen, wohingegen sie in das vordere mehr ihre Wünsche und Ziele einbringen würden. Dadurch konnte der Betrachter sehen woher er kam und wohin er ging. Das erste Mal wurde eine geistige Ausrichtung sichtbar.
Schon zu diesem Zeitpunkt war für Peter die hohe Resonanz auf dieses Regal faszinierend, aber unerklärlich. In seinen Gesprächen, was diese Form ist und was man mit ihr tun konnte, wurde er immer häufiger als Künstler bezeichnet. Nun hatte er selbst aber einen sehr hohen Anspruch an die Kunst, stand ihrer Bedeutung, dem Jahrhunderte Überdauernden und ihrer Einsicht in die Tiefen menschlichen Seins beinahe ehrfürchtig gegenüber, deshalb konnte er diese Bezeichnung nicht einfach so stehen lassen. Er brauchte eine Bestätigung aus dem inneren Kreis der Kunst und überzeugte Prof. Eugen Gomringer von der Kunstakademie Düsseldorf davon, sich sein Werk OHNE TITEL anzusehen und zu beurteilen.
Peter sah diesem Tag, der ihm Gewissheit bringen würde, welche Qualität sein Werk haben würde, mit tiefem Respekt und innerer Zittrigkeit entgegen. Für diesen besonderen Anlass hatte er, unter großem Aufwand, einen Raum im Schloss Zedtwitz organisiert, der extra ausgeräumt worden war, damit er sein menschliches Regal würdevoll präsentieren konnte.
Als nun Prof. Gomringer eintraf und mit ihm durch die Eingangshalle auf den großen Saal zuging, schlotterten ihm die Knie. Was würde der Großmeister der Kunst sagen, wie würde sein Urteil ausfallen?
Als der Professor über die Schwelle des Raumes trat und einen ersten Blick auf das Regal werfen konnte, riss er die Arme hoch und rief: „Das ist eine Skulptur!“
Wenn man genau hinhörte, vernahm man das Rumpeln der Steinlawine, die sich von Peters Herzen wälzte. Aus zittrigen Knien, wurden watteweiche, die ihn kaum noch trugen. Doch aus dem Stakkato seines Herzschlages wurde ein euphorischer Tanz, denn von einer Sekunde zur anderen war aus dem Regal ein Kunstwerk geworden, das Prof. Gomringer VORBILD MENSCH benannte. Er wollte alles über diese Skulptur wissen und bot Peter an, selbst etwas darüber zu schreiben. Eine Auszeichnung, auf die das Künstlerherz ganz besonders stolz war. Der Text, den Prof. Gomringer zu einer Foto-Edition über das Regal VORBILD MENSCH verfasste, bestätigte ihm, dass sein Werk den eigenen Anforderungen, die er an die Kunst stellte, in hohem Maße genügte. Er hatte ein Werk geschaffen, das als VORBILD MENSCH immer gleich bleibend konstant und greifbar war, in der Nutzung jedoch sehr persönlich wird und aus diesem persönlichen Blickwinkel jedem eine Lösung anbietet, indem die Skulptur beständig die Motivation für den Betrachter aufrecht erhält seinen eigenen Schritt nach vorne zu erkennen und ihn zu gehen.
Beflügelt von diesem Urteil eines renommierten Experten der Kunst, entwickelte Peter die Skulptur gedanklich weiter. Aus den Regalböden des VORBILD MENSCH entstanden die Etagen des Bauwerks SCHRITT NACH VORN.